In diesem Beitrag wird für eine transdisziplinär arbeitende Wissenschaft plädiert, deren Gegenstand der ziel- und adressatenspezifische Wissenstransfer ist. Grundlage dieser Wissenschaft ist das Problem der Opazität des Wissens: Immer mehr Wissen wird intransparent - und zwar gerade als Folge der auf Spezialisierung beruhenden Wissensproduktion! Die Transferwissenschaft erforscht die kulturellen, sozialen, kognitiven, sprachlich-medialen und emotionalen Bedingungen, die medialen Wege sowie Prinzipien und Probleme der Wissensproduktion und -rezeption unter dem Gesichtspunkt ihrer strukturellen und sozialen Vernetzung, ihrer Relevanz für Nicht-Experten und den Chancen ihres globalen sowie gruppen- und zielspezifischen Transfers. Kurz: Die Transferwissenschaft erforscht Bedingungen, Prinzipien, Formen, Strategien sowie Probleme und Erfolgschancen des Metawissens über Wissen zum Zwecke einer nicht eingeschränkten Verfügbarkeit von (Sonder-) Wissen für alle potentiell an Wissen Interessierten.
Eine linguistische Transferwissenschaft läßt sich nach vertikalen und horizontalen Parameter der Kommunizierbarkeit von Wissen unterteilen: 1. Kommunikation zwischen Experten und Laien, 2. zwischen Experten verschiedener Fächer und 3. Kommunikation von Laien in der Rolle von Experten. Außerdem werden 12 Prinzipien und Maximen für die Schaffung von Metawissen diskutiert. Sie könnten den Rahmen für die Forschungsmatrix einer Transferwissenschaft abgeben.
siehe auch: Thesen zur Podiumsdiskussion
Ausgangspunkt der Untersuchung sind die dreisprachige Freie Universität Bozen (Italien) und die Erfahrungen nach einem Jahr Fremdsprachenunterricht für die Studenten der Wirtschaftsfakultät dieser Universität. Die Fächer werden zu je einem Drittel auf Deutsch, Italienisch und Englisch unterrichtet. Der Fachsprachenunterricht hat integrativen Charakter und zielt auf einen interkulturellen, lernerzentrierten Ansatz. Vorgestellt wird das Kurskonzept für drei Sprachen sowie die graduelle Umsetzung von der Wissenschaftssprache zur Fachsprache. Das Konzept wird durch abschließende Beobachtungsergebnisse abgerundet. Ein abschließender Ausblick auf das Studienjahr 2000/2001 legt ein Jahresrahmenprogramm und ein Evaluationskonzept dar.
Das Eindringen wissenschaftlicher Konstruktionen in den Bereich der Handlungspraxis wird, der Sache nach falsch, als Wissenstransfer (im Unterschied etwa zu Technologietransfer) bezeichnet. Es läßt sich dann zwischen horizontalem Wissenstransfer - innerhalb einer gesellschaftlichen Ebene, innerhalb der Wissenschaft also - und vertikalem Wissenstransfer - zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen, zwischen Wissenschaft und gesellschaftlicher Alltagspraxis - unterscheiden.
Die zur Untersuchung des Wissenstransfers üblicherweise benutzten Diffusionstheorien geben keinen Aufschluß über den Wandel des Wissens in diesem Prozeß. Hier soll dieser Verwandlungsprozeß aber im Hinblick auf Bildungsprozesse unter dem Aspekt thematisiert werden, daß sowohl das wissenschaftliche als auch das Allgemeinwissen Veränderungen unterliegen, deren genauere Betrachtung Hinweise auf Möglichkeiten und Folgen der Wissensvermittlung ergeben. In diesem Sinne ist dann von Transformationsprozessen die Rede. Zu untersuchen sind dementsprechend die Konfliktzonen zwischen praktischem und wissenschaftlichem Wissen in Bildungsveranstaltungen. In dieser Perspektive stehen folglich unterschiedliche, aber gleichwertige Wissenstypen in Rede sowie ihre Transformierbarkeit, nicht aber die schlichte Vorstellung einer Optimierung des Vermittlungsprozesses im Sinne einer möglichst reibungslosen Transmission. In Transferkonzeptionen, die sich vorwiegend auf organisatorische Aspekte der Wissensweitergabe beschränken und dementsprechend auf die Ermittlung transferfreudiger oder -hemmender Organisationsstrukturen und Persönlichkeitsvariablen zielen, wird die Beziehung zwischen der Wissensvermittlung und der berufspraktischen Verwendung nicht hinreichend erfaßt. So kann man sich von der problematischen Annahme leiten lassen, ein gutes Wissen unter die Leute zu bringen, dessen Inhalte und Strukturen nicht thematisiert werden, sondern lediglich die Modi eines effektiven Transfers. Nimmt man aber neben dem Vermittlungsprozeß einen gleichzeitig stattfindenden Adaptationsprozeß an, in dem die Teilnehmer als Praktiker die jeweils brauchbaren wissenschaftlichen Wissenselemente unter der Dominanz berufs- / lebenspraktisch erprobter Deutungsmuster in Handlungswissen übersetzen, lassen sich diese beiden Prozesse als Transformation bezeichnen. Im Transformationsprozeß kann nicht umstandslos die Wissenschaft allein als Subjekt / Aktor verstanden werden.
Da wissenschaftliche Konstruktionen die Orientierungsfunktion traditionaler Institutionen und alltagspraktischer Deutungsmuster nicht zu ersetzen vermögen, verläuft die Transformation unter der Maxime, die wissenschaftlichen Informationen im Sinnhorizont lebenspraktischer Deutungsmuster gewissermaßen neu zu konstituieren, was stets an einen Prozeß der Sinnauslegung geknüpft ist.
Ausgehend von der aus einer wissenssoziologischen Perspektive gegebenen Problematik der Transformation von Wissensbeständen (in einem Prozeß der zunehmenden Verwissenschaftlichung der gesellschaftlichen Praxis) wird daher, in einer Gegenüberstellung von Alltagswissen und wissenschaftlichem Wissen, im besonderen: sozialwissenschaftlichem Wissen, versucht, Überlegungen zur Erarbeitung eines theoretischen Rahmens bzw. Zugriffs anzustellen, der es erlaubt, Aspekte dieses Prozesses systematisch zu beschreiben und in ihrem Zusammenhang zu erfassen. In bezug auf einige die Sozialwissenschaften betreffenden Implikationen der Verwissenschaftlichung (z.B. Aufklärung, Entfremdung, Reflexivität der Praxis) wird dieses Vorgehen konkretisiert und mithin veranschaulicht werden.
Der Beitrag fragt nach den Vor- und Nachteilen des Transfer-Begriffes. Dabei zeigt
sich, dass Wissenstransfer immer auch ein kommunikativer Prozess ist. Da Kommunikation ein
"multifunktionales Spiel" ist, beeinflussen viele Faktoren den Erfolg von
Wissenstransfer.
Stimmung, Sympathie, Meinugsoffenheit etc. sind Faktoren der Vorfeld-Kommunikation. Ihre
Wirkung zeigt sich beispielsweise darin, dass Teilöffentlichkeiten, denen eine
Organisation sympathisch ist, eine höhere Lernbereitschaft für organisationsspezifische
Informationen aufweisen. Symbolgehalt, Wertigkeit und die Ausbildung von Strukturhomologie
mit Blick auf die relevanten Teilöffentlichkeiten etc. sind Faktoren der
Kommunikationsqualität. Der Erfolg von Wissenstransfer hängt auch davon ab, wie weit
sich eine Organisation auf die Strukturen und Verstehensvoraussetzungen ihrer
Teilöffentlichkeiten einlässt. Der Beitrag ist angesiedelt im Überschneidungsbereich
von Kommunikationslinguistik, PR- und Kommunikationstheorie. Es wird versucht, ein Terrain
zu sondieren, das eine große Rolle spielt für die Enwicklung von Organisationen und für
das Lernen in Organisationen.
Im Zentrum meines Beitrages soll die Darlegung der Ergebnisse aus einer Pilotstudie stehen, die ich zusammen mit Wolfgang Koch, Wirtschaftsuniversität Aarhus, durchgeführt habe. Untersucht wurde die Möglichkeit des Erwerbs fachlicher Begriffe durch Lesen fachlicher, nicht-didaktischer Texte (in casu ein Urteilstext des BGH) bei den dänischen Deutschsprechern mit hoher bzw. sehr hoher Sprachkompetenz (Übersetzerstudenten im 6. bzw. 10. Semester). Die Ergebnisse bestätigen, dass ein solches Lernen möglich ist, zeigt aber auch, dass die Möglichkeit an bestimmte textuelle, textsortenmäßige und empfängerbezogene Voraussetzungen gebunden sind. Die Pilotuntersuchung ist insofern für das Thema des Kolloquiums "Transferwissenschaft" relevant, als auf dieser Grundlage Hypothesen über Faktoren, die die Zugänglichkeit bestimmter Texte beeinflussen, und über die bei diesen Texten anzuwendenden Verarbeitungsstrategien gemacht werden können. Damit sind Aussagen zu der zwar beim Verstehen nicht zentralen, aber jedenfalls beim Lesen schwieriger und fremder Texte nicht zu vernachlässigenden Bottom-up-Prozeß zu machen, die für die Möglichkeit des Zugangs zu Expertentexten und damit für eine Transferwissenschaft relevant sind.
Wir haben unter dem Titel "Analyse von Kommunikationsprozessen in Meetings" von April 1998 bis März 2000 zusammen mit SAP-Walldorf eine Kooperation durchgeführt. Im Rahmen der Kooperation, die als wissenschaftliche Vor-Ort-Forschung konzipiert war, haben wir in verschiedenen Entwicklungsgruppen Meetings aufgezeichnet und gesprächsanalytisch ausgewertet.
Eine zentrale Transferleistung war die Konzeption und Durchführung einer eintägigen gesprächsanalytischen Schulung zu Meetings auf der Grundlage der analysierten Videoaufzeichnungen. Ziel war die Sensibilisierung für grundlegende Zusammenhänge von Kommunikation auf der Basis von überschaubaren Transkriptausschnitten, bei deren Auswahl wir uns an typischen Kernaufgaben von Meetings orientierten. Wir haben das Seminar erfolgreich als Pilotveranstaltung durchgeführt, wobei uns wichtig war zu zeigen, dass Meetings nicht nur ein zentrales Arbeitsinstrument sind, sondern eine wichtige soziale Situation und ein kommunikatives Ereignis.
Auf der Grundlage unserer Analysen haben wir zwei Empfehlungen formuliert: Zum einen die Aufnahme eines gesprächsanalytischen Grundkurses "Kommunikation" in das Schulungsprogramm von SAP, zum anderen die Einrichtung einer Stelle, die speziell verbale innerbetriebliche Kommunikation untersucht.
Wenn man der Meinung zustimmt, dass Verstehen bedeutet, etwas im Lernprozess über Begriffe/Worte zu begreifen, ihre Bedeutung und mittelbar ihre Denotate kennen zu lernen und der Verstehensgrad vom Umfang des im Gedächtnis gespeicherten Wortschatzes abhängt, so kann man annehmen, dass einer der grundlegenden Parameter der Lehrwerktexte die darin enthaltene Lexik (Terminologie einbegriffen) ist. Im vorliegenden Beitrag werden Forschungsergebnisse zur lexikalischen Schwierigkeit (Wortdichte, terminologische Kompliziertheit und Lesbarkeitsindex) deutscher und polnischer Lehrwerktexte präsentiert und diskutiert. Der Vergleich der Parameterwerte soll helfen, die Frage zu beantworten, inwiefern die lexikalische Ebene der Lehrwerktexte die Verstehensprozesse unterstützt und die Wissensaneignung der Lerner fördert. Gefragt wird weiterhin, wie in Lehrwerken die Begriffserkärung und -explikation vorgenommen wird.
Gefühlssysteme bestimmen das Wahrnehme, Denken und Verhalten des Menschen. Zur Authentizität eines Menschen gehören Emotionen, denen er in Abhängigkeit von der Situation Ausdruck verleiht. Auch beim Schreiben von Fach- und Sachtexten können Emotionen die Darstellung der Inhalte beeinflussen. An Texten aus dem juristischen Bereich kann gezeigt werden, dass Autoren ihre Emotionen in den von ihnen verfassten Texten einfließen lassen, ohne dass ihnen strategische Ziele zu unterstellen sind. Die Kommunikation authentischer Emotionen als Ausdruck emotionaler Betroffenheit übt als eine Komponente der Textwirkung einen Einfluss auf das Verstehen aus, indem beim Rezipienten ein verstärktes Interesse und damit eine kognitive Aktivierung hervorgerufen wird. Durch ein erhöhtes emotionales Angesprochensein wird eine stärkere Anteilnahme an den thematisierten Gegenständen erzeugt, die sich ggf. auch auf nicht sprachliche Handlungen auswirkt
Die derzeitige Sorge über ein nachlassendes Ausdrucksvermögen und Sprachbewusstsein der heutigen Kinder und Jugendlichen legt den Schluss nahe, dass Sprachkultivierung dringend und zu allererst bei Kindern und Jugendlichen ansetzen sollte. Wichtigste Institution zur Sprachausbildung und damit auch zur Schulung von Sprachbewusstsein und Sprachkritikfähigkeit ist unbestritten die Schule. Wie die Schule ihre Bemühungen verstärken und effektiver gestalten könnte, ist allersings eine eigene komplexe Fragestellung. In meinem Beitrag soll es stattdessen darum gehen, die Möglichkeiten des Transfers von Sprachwissen in außerschulisch rezipierten Kinder- und Jugendbüchern auszuleuchten, die einen Teilbereich der Kinder- und Jugendmedien darstellen. Unterschieden wird dabei zwischen explizitem und implizitem Wissen über Sprache, d.h. zwischen Büchern/ Geschichte, die Sprachwissen inhaltlich ausdrücklich zwecks Vermittlung thematisieren, und Büchern/ Geschichten, die aufgrund ihrer sprachlichen Gestaltung geeignet erscheinen, Sprachbewusstsein und Sprachreflexion zu wecken und zu fördern.
Neben einer knappen Diskussion der grundlegenden Begriffe wie Sprachbewusstsein, Sprachreflexion und Sprachkultivierung mit Bezug auf die Spracherwerbsforschung sollen daher an Beispielen verschiedene inhaltliche und sprachliche Strategien in Kinder- und Jugendbüchern vorgestellt und andiskutiert werden, über die Sprachwissen außerschulisch an Kinder und Jugendliche vermittelt werden kann. Im Sinne einer Fortführung der Fragestellung sollte außerdem - je nach Platz-/Zeitkapazität - die Übertragbarkeit und spezifische Problematisierung dieser Strategien bezüglich anderer Kinder- und Jugendmedien wie Fernsehen, Hörspiele oder Computerprogramme angerissen werden.
Wie aus dem Titel hervorgeht, werde ich Wissenstransfer unter dem Gesichtspunkt der Textoptimierung besprechen. Meine Leitfrage lautet in diesem Zusammenhang, wie das 'gleiche' fachliche Thema an Adressaten mit unterschiedlichem (Fach-)Vorwissen vermittelt wird?
Mein Zugang zur Fachtextanalyse baut auf der Grundannahme, daß ein Fachtext als das Resultat einer Reihe strategischer Entscheidungen seitens des Textproduzenten zu charakterisieren ist, die auf verschiedenen Ebenen der textuellen Fachsprachenlinguistik analytisch nachvollzogen werden können.
Die Applikation dieses Zugangs auf drei Fachtexte 'gleichen' Themas aber verschiedener Textsortenzugehörigkeit führte zur Entwicklung eines Analyserasters, das eingesetzt werden kann, um den Prozeß des Transfers von Wissen zwischen Fachtexten verschiedener Fachtextsortenzugehörigkeit aus linguistischer Sicht näher zu beschreiben.
Wenn ich ferner davon ausgehe, daß obiger Textsortenwechsel sich auf den Wunsch des Textproduzenten zurückführen läßt, sein fachliches Thema adressatengerecht zu vermitteln, d.h. den Text in Bezug auf seinen Adressaten zu optimieren, dann erfolgt Textoptimierung in diesem Sinne über Textsortenwechsel.
Sprache ist ein Thema, das viele Leute interessiert; ja, Sprachfragen bewegen durchaus die Gemüter, wie sich deutlich bei den Diskussionen um die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung gezeigt hat. Sprachliche Themen gelangen aber nicht nur durch eine Rechtschreibreform in die Medien, besonders in die Printmedien. In vielen Zeitungen finden sich hin und wieder Artikel über Sprachfragen und Sprachglossen - eine sprachkritische und sprachthematisierende Literatur, die insgesamt ein beachtliches Ausmaß erreicht. Diese öffentliche Thematisierung von Sprachfragen erfolgt nicht durch Anstöße von sprachwissenschaftlicher Seite und stellt auch keine Popularisierung sprachwissenschaftlicher Erkenntnisse dar. Über Sprache wird in den Medien durchaus gesprochen, geschrieben und auch gestritten, aber die Sprachwissenschaft ist an diesen Diskussionen nur am Rande beteiligt. Selbst Expertenfunktionen in bezug auf Sprache werden durch Vertreterinnen und Vertreter anderer Disziplinen oder interessierter Laien wahrgenommen, während sprachwissenschaftlich fundierte Stimmen kaum zu hören sind. Für diese mangelnde öffentliche Präsenz der Sprachwissenschaft gibt es eine Reihe unterschiedlicher Gründe. So haben sich lange auch nur einzelne Sprachwissenschaftler intensiver um die öffentliche Behandlung sprachlicher Fragen gekümmert. Erst seit etwa drei, vier Jahren findet das Verhältnis von Sprachwissenschaft und Öffentlichkeit innerhalb des Faches größere Beachtung (z.B. einschlägige Forschungsprojekte oder die Jahrestagung des IdS 1998).
Ziel des Beitrags ist es weniger, diese Sachlage zu beschreiben und zu analysieren, weil entsprechende Bestandsaufnahmen auch schon vorliegen (z.B. Niederhauser 1999). Vielmehr möchte ich bloß vor dem Hintergrund dieser Diskrepanz zwischen einem großen öffentlichen Interesse an Sprache und Sprachfragen einerseits und der publizistischen Absenz der Sprachwissenschaft andererseits einen kleinen Erfahrungsbericht aus der Vermittlungspraxis vorlegen: Ein Erfahrungsbericht eines Linguisten mit gewissen journalistischen Wurzeln, der einigermaßen regelmäßig über Sprachfragen und sprachwissenschaftsbezogenen Themen in der Öffentlichkeit schreibt.
Literatur: Niederhauser, Jürg (1999): Kaum präsente Linguistik - Zur Behandlung von Sprachfragen und sprachbezogenen Themen in der Öffentlichkeit. In: Becker-Mrotzek, Michael / Doppler, Christine (Hgg.): Medium Sprache im Beruf. (Forum für Fachsprachen-Forschung; 49). Tübingen: Narr, S. 37-52. (Auch im Reader enthalten)
Der Beitrag liegt in schriftlicher Form im Reader vor.
Ich moechte in meinem Beitrag das Arbeitsfeld von Produktion, Transformation und Transfer von Wissen im Recht" abstecken und unterscheide dafuer drei grosse Bereiche:
In diesen drei Bereichen kommt es je zu ganz unterschiedlichen und sehr vielfältigen Prozessen der Produktion, der Transformation und der Vermittlung, des Transfers von Wissen unter und zwischen je unterschiedlichen "Experten" und "Laien". Einiges davon ist schon intensiv erforscht worden, anderes noch nicht. Einiges davon ist Gegenstand "ewiger" Diskussionen und Kritik, anderes ist kaum je ein Thema. Es geht in meinem Beitrag um eine Skizzierung der "Landkarte", eine knappe Bestandesaufnahme, um mehr nicht.
Der Beitrag liegt in schriftlicher Form im Reader vor.
Am Beispiel der Ende 1999 fertig gestellten Multi-Media-Anwendung zum wissenschaftlichen und beruflichen Schreiben soll aufgezeigt werden, wie Wissen über Schreibstrategien sowie Routinen und Mechanismen des Schreibprozesses bereitgestellt und vermittelt werden kann.
Eine Stärke der Aufbereitung dieses Stoffes in Form einer Hypertextanwendung liegt darin, dass unterschiedliche Zugriffe auf das Thema möglich sind. Der Benutzer kann - abhängig von der Zeit, die ihm zu Verfügung steht, und dem Problem, das er mit Hilfe der Anwendung lösen will - den Zugang wählen, der ihm zweckmäßig bzw. angemessen erscheint. Leitfragen für die problemorientierte Beschreibung des Konzeptes sind:
Ein Wörterbuch ist ein Gebrauchsgegenstand, der hergestellt wird, damit ein potentieller Benutzer sich anhand des Wörterbuchs Informationen verschaffen kann, die er - aus welchem Grunde auch immer - benötigt. Demzufolge ist in Wörterbüchern Wissen gespeichert, das bei Bedarf abgerufen werden kann. Allerdings ist der Wissenstransfer vom Wörterbuch zum Benutzer ein hochkomplexer Prozess, denn die Wissensquelle beteiligt sich nicht aktiv an dem Transferprozess, ist oftmals in komplexer Weise strukturiert und wird von einer sehr heterogen zusammengesetzten Benutzergruppe angezapft, die sowohl absolute Laien als auch hochgradige Experten enthalten kann.
Um den Prozess des Wissenstransfers genauer untersuchen zu können, müssen insbesondere der Gegenstand (Wörterbuchtyp, Wörterbuchstruktur) und der Benutzer (psychologische, soziologische Aspekte) betrachtet werden. Dabei erweist es sich als besonders schwierig zu überprüfen, ob das im Wörterbuch verankerte Wissen den Benutzer tatsächlich erreicht. In der theoretischen Lexikographie wird zwischen den lexikographischen Angaben und den lexikographischen Informationen unterschieden. Die Angaben präsentieren in den einzelnen Wörterbuchartikeln das Wissen in kodifizierter Weise, während die Informationen kognitive Entitäten sind, die sich ein Wörterbuchbenutzer aus den Angaben erschließen muss. Es sind daher mindestens die folgenden vier Bereiche zu berücksichtigen:
Aufgrund der erheblichen Variationsmöglichkeiten und der Verzahnungen, die zwischen den einzelnen Aspekten bestehen, soll für die konkrete Analyse eine Beschränkung auf den Bereich Deutsch als Fremdsprache, auf Sprachwörterbücher und auf Lerner vorgenommen werden.
Die Lehrveranstaltungen der Wirtschaftsfakultät der Freien Universität Bozen werden in drei Sprachen gehalten; die Studenten kommen aus Italien, Österreich und Deutschland, die Professoren aus Europa und den USA. Die Herausforderung an einen Fachsprachenkurs bezieht sich nicht nur auf drei Unterrichtssprachen, sondern auch auf unterschiedliche Wissenschaftstraditionen und Denkstile des Faches.
Der Beitrag konzentriert sich auf Schreibstrategien der Bozner Wirtschaftsstudenten in kontrollierten (im Sprachunterricht) und unkonterollierten Situationen. Untersucht werden deutschsprachige Texte italienischer Studenten, die sowohl mit deutschen als auch italienischen und englischen Basistexten arbeiten. In der Analyse wird ausschließlich die Text-(sowie Intertext)Ebene in Betracht gezogen. Eine Fragestellung betrifft die möglichen Unterschiede zwischen theoretisierenden und praxisorientierten (berufsbezogenen) Ausformungen einer Sorache innerhalb eines Faches.
Die modernen hochtechnisierten Gesellschaften sind durch ein Verlangen nach Wissen gekennzeichnet, das zu einer Inszenierung des Expertentums ebenso geführt hat wie zur Annahme, Verständnis sei durch Information jederzeit herzustellen. In der Domäne des Rechtes - dies gilt zumindest für Rechtssysteme mit Gesetzesrecht - geht dieses Szenario nicht auf, da das Prinzip der Verständlichkeit durch das Prinzip der abstrakten Relevanz von Rechtsnormen konterkariert wird. Das hypostasierte Verlangen nach Information, Wissen und Verstehen durch den Laien stößt daher gerade bei Gesetzestexten auf eine sachgegebene Grenze. Das Ergebnis ist die Ausprägung eines Stereotyps vom unverständlichen deutschen Gesetz, das nicht im mindesten durch konkrete Erfahrungen mit eben diesen Texten gestützt ist. Es handelt sich um ein emotionales Vorurteil, das mit der Bedeutung von Gesetz im Deutschen zumindest konnotativ verknüpft ist. Im Beitrag soll eine Befragung zur Ermittlung dieses Stereotyps vorgestellt werden. Ziel ist die Kennzeichnung der Vorunteile von Laien über vermeintlich misslingenden juristischen Transfer.
Vor einigen Jahren haben wir als Ergebnis einer Düsseldorfer Teamarbeit den Band "Kontroverse Begriffe" als "Geschichte des öffentlichen Sprachgebrauchs in der Bundesrepublik Deutschland" veröffentlicht mit dem erklärten Ziel, das dort erarbeitete "Wissen" als ein - wie es in den 70er Jahren hieß - gesellschaftlich relevantes Wissen über den innerfachlichen universitären Bereich hinaus zu verbreiten. Dies sollte durch die Publikation selbst, durch Vorträge sowie durch die "Didaktisierung" des Bandes für die Schule erreicht werden. Inhaltlich handelt es sich um (sprach-) historisches Wissen, das gleichzeitig Zugänge ermöglicht zum gesellschaftlichen Wissen einer Zeit bzw. zu den verschiedenen Wirklichkeitssichten eines vergangenen Zeitraums. Damit sollte auch ein grundsätzliches Wissen darüber gefördert werden, dass gegenwärtige und historische soziale Wirklichkeit sprachlich konstituiert bzw. organisiert ist und dass es in öffentlichen Debatten nicht nur um "Fakten, Fakten, Fakten" geht.
Der Vortrag soll zunächst beispielhaft aufzeigen, um welche Form linguistischen Wissens es geht. Sodann sollen einige Bemühungen und Überlegungen zum "Transfer" dieses Wissens vorgestellt werden. Deren Rezeption kann als Gradmesser für Erfolg oder Misserfolg des Transfers betrachtet werden. Es wird vor allem um die Rezeption des Buches und von Vorträgen gehen sowie um die Überlegungen zur schulischen Didaktisierung des Themas. Zur Diskussion zu stellen ist auf dieser Grundlage, ob die bisherigen "Wissenstransfer"-Erfolge zufriedenstellend sind bzw. warum sie dies möglicherweise nicht sind.
Der unmittelbare Zusammenhang zwischen Wissenstransfer und Wissensverteilung ist nicht nur objektiver Art, insofern als der Transfer auf einer vorgängigen Verteilung operiert und zu einer nachfolgenden Verteilung führt, wobei diese als kommunikatives Produkt aller Beteiligten anzusehen ist; der Zusammenhang ist vielmehr auch motivationaler Art, insofern als insbesondere eine - auch international mögliche - funktional störende stereotypische Wissensverteilung, d.h. eine behindernde Ungleichverteilung von Wissen, aus den verschiedensten persönlichen und kollektiven Gründen kultureller, ökonomischer, politischer oder sonstiger Art Anlaß zu ihrer angemessenen Minderung, Aufhebung, sonstigen Modifikation oder Überbrückung gibt auf dem Wege verschiedenster Verfahren in kooperativer Grundintention. Dieser steht allerdings das partikuläre, antagonistische Modell - zuzeiten recht realiter - gegenüber.
Eine nicht uninteressante Frage in diesem Zusammenhang stellt sich mit der Entstehung bzw. Schaffung bzw. Schöpfung von Wissen. Hier haben wir wohl eine Art Ziel, an dem innovatives Wissen ankommt, aber keinen Geber, der etwas Vorhandenes transferiert, in einem einfachen Sinn. Sicher sollte man hier von einer Wissensbewegung sui generis sprechen und nicht den Terminus Transfer überdehnen bzw. jenes höhere Wesen, das wir verehren, als Donator einsetzen. Man müßte also in umfassenderer theoretischer und gerade auch in gesellschaftsempirischer Absicht - unter dem Dach einer Transferwissenschaft - genauer von Wissensinnovation und Wissenstransfer sprechen.
Für die genauere Untersuchung der Wissensverteilungen auf die einzelnen Wissenshaushalte - in denen die Verteilungen sprachlicher Kompetenzen subsumiert sind - und für die Analyse der Anforderungen an und der Bewegung von Wissen wird zum einen eine Besetzungstypologie auf der Basis des Schemakonzepts vorgeschlagen und zum anderen - im Hinblick auf den gesellschaftlich in angemessener Weise vorzugebenden Rahmen - die Diskursanalyse.
Damit ergeben sich zwei Bausteine einer kommunikativen Transferwissenschaft. Der eine hebt auf die Wissensverteilungeninsgesamt und im Detail ab, der andere auf den sozialen Raum der Schaffung und des Transfers von Wissen samt den Fragen der Allozierung und der Weiterentwicklung und den damit verbundenen Wissensverteilungen, also auf den Diskurs
Die den Diskurs differenzierende Analyse der Diskursgemeinschaft mit ihren Untergliederungen führt dann zu den einzelnen gesellschaftlichen Intentionen und Orten der Wissenspolitik, der Wissenserarbeitung und des Wissenstransfers zusammen mit den zugehörigen Organisationen, ihren Profilen und ihren Publika.