Jan D. ten Thije Technische Universtität Chemnitz Zwickau Professur Interkulturelle Kommunikation 09107 Chemnitz Tel.: 03715312966/4533 (Sekr.) |
Kristin Bührig Universität Hamburg Germanisches Seminar Von Melle Park 6 20146 Hamburg Tel.: 04041234775/4779 (Sekr.) |
Das Thema der interkulturellen Kommunikation (IKK) erfährt in den letzten
drei Jahrzehnten eine zunehmende wissenschaftliche Beachtung. Im Zusammenhang mit
gesellschaftlichen Entwicklungen hat die Erforschung der IKK auch durch eine wachsende
Zusammenarbeit unterschiedlicher Disziplinen, insbesondere der (Kultur)Anthropologie, der
Ethnologie, der Soziologie und der Linguistik, an Gewicht gewonnen (vgl. Ehlich 1996).
Ein zentraler Gegenstand innerhalb der linguistischen Erforschung der IKK wird durch die
Erfahrung geprägt, daß die Benutzung eines gemeinsamen Sprachsystems nicht eine Garantie
dafür darstellt, daß eine Kommunikation im Sinne einer Verständigung auch gelingt. Das
theoretische Verständnis von IKK, entweder alltäglich oder institutionell, ist in dieser
Hinsicht von "Mißverständnissen" (Gumperz) geprägt.
Arbeiten, die die Vermittlung interkultureller Kompetenz behandeln, zeigen, daß zum einen
kontrastive Analysen erforderlich sind als auch interaktive Untersuchungen der IKK, um
Fragen der Kontextualisierung, nach universalen Prinzipien bzw. kulturspezifischen Formen
sprachlichen Handelns nachzugehen. Erst in jüngster Zeit kommt die innovative Kraft
interkultureller Kommunikation in den Blick (vgl. Koole & ten Thije 1994), aufgrund
derer sich zeigt, daß das Erforschen der IKK und eine interdisziplinäre Zusammenarbeit
Einfluß auf linguistische Analysen nehmen muß und die herkömmlichen
Beschreibungskriterien einer Reflexion bedürfen, um zu erkennen, welche neuen
Kommunikationsformen durch die IKK ermöglicht werden.
An dieser Stelle setzt die Arbeitsgruppe an. Es soll der Frage nachgegangen werden, ob das
linguistische Engagement für interkulturelle Fragestellungen auch zur Ergänzung der
bisher herrschenden Beschreibungskategorien und Forschungsmethoden geführt hat. Eine
Reflexion dieser Frage soll ein roter Faden sein, anhand dessen folgende mögliche Themen
diskutiert werden können: Verfahren der Verständnissicherung; pragmatische Universalien,
z.B. Höflichkeit; kontrastive Untersuchungen zur Realisierung von Sprechhandlungen und
Texten; sprachliche Formen der Perspektivierung etc.
Ehlich, K. (1996) Interkulturelle Kommunikation. In: H. Goebl et alii
(eds.) Kontaktlinguistik. Ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung.
Berlin/ New York: de Gruyter, 920931
Koole, T. & J.D. ten Thije (1994) The Construction of Intercultural Discourse. Amsterdam/ Atlanta: Rodopi