Georges Lüdi (Basel):
Was bringt die Erforschung 'transkodischer Markierungen' (code-switching, transkodische Formulierungen, Interferenzen etc.) der Linguistik?

Donnerstag, 11.30 Uhr

Als bilinguale Form transkodischer Markierungen ist Codeswitching zunehmend Gegenstand linguistischer Forschung geworden. Aufgrund eines "Lupeneffekts" von Sprachkontaktsituationen sind deren Resultate in verschiedenen Gebieten von breiterem Interesse, z.B. bezüglich des Verhältnisses von Lexik und Syntax, auf dem Gebiete der Konversationsanalyse und in der kognitiven Linguistik. Darüber hinaus aber muß die Frage aufgeworfen werden, ob die Resultate von Arbeiten an der mehrsprachigen Kompetenz und ihren diskursiven Manifestationen nicht zu einem eigentlichen Paradigmenwechsel in der Linguistik führen könnten. Traditionell stellten Einsprachige die prototypischen Sprecher dar, deren Kompetenz und Verhalten die Linguisitik modellierte; die Mehrsprachigen galten als marginal, zeitweise gar als abweichend oder gar pathologisch. Wenn heute Mehrsprachigkeit, breit definiert, mehr und mehr als Normalfall erscheint, müßte die Sprachwissenschaft eigentlich die bi- oder plurilinguale Kompetenz, das Management eines mehrsprachigen Repertoires und deren Spuren an der Oberfläche des Diskurses als Hauptgegenstand betrachten.

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