Donnerstag, 10.00 Uhr
Diese vier Lexeme (und wohl noch ein paar weitere) gehören nicht nur zum Lexikon der deutschen Umgangssprache und werden darum in allgemeinen Wörterbüchern des Deutschen entsprechend berücksichtigt, sondern sie gelten auch den Fachlexikographen der Linguistik als Elemente der deutschen linguistischen Wissenschaftssprache. Es fragt sich nun, wie die Zugehörigkeit dieser Lexeme zu zwei verschiedenen Funktiolekten (Registern) zeichentheoretisch beschrieben werden soll und welche Auswirkungen sie in der lexikographischen Praxis hat. Im einzelnen geht es u.a. um Folgendes:
Wird in Wörterbüchern beider Typen in gleicher Weise zwischen umgangs- und wissenschaftssprachlichen Lemmata oder Lesarten eines Lemmas unterschieden?
Welche diatechnischen Markierungen werden jeweils angebracht?
Wird ein unterschiedlicher terminologischer Status des betr. Lemmazeichens (etwa Terminus vs. Fachausdruck vs. Wort) explizit benannt?
Daß zumindest in anderen Fachsprachen erfolgte Terminologisierungen ursprünglich nur umgangssprachlicher Ausdrücke unter gewissen Bedingungen und mit entsprechenden Markierungen in die allgemeinen Wörterbücher (zurück)finden können, ist bekannt. Wird aber auch umgekehrt im Fachwörterbuch auf den Gebrauch "desselben" Lexems in der Umgangssprache verwiesen?
Schließlich und vor allem: Unterscheiden sich die sog. lexikographischen Definitionen im Grad ihrer Fach- bzw. Umgangssprachlichkeit in Abhängigkeit vom Grad der Fach- bzw. Umgangssprachlichkeit der betr. Lesart des Lemmas und damit in Abhängigkeit vom Typ des Wörterbuchs? Anders gefragt: Werden umgangssprachliche Lemmavarianten (nur) in Umgangssprache, fachsprachliche Varianten (nur) in Fachsprache erläutert, oder werden Fachtermini (auch) in Umgangssprache erklärt und können die Erläuterungen zu umgangssprachlichen Lemmata bzw. Lesarten auch Fachwissen enthalten, das in Fachsprache gefaßt ist?
Voraussetzung für jeden Versuch einer Beantwortung dieser Fragen ist es natürlich, daß es überhaupt möglich ist, bestimmte Teile von Wortartikeln in allgemeinen und in fachsprachlichen Wörterbüchern im Grad ihrer eigenen Umgangs- bzw. Fachsprachigkeit konsistent zu unterscheiden. Ob es bei diesem Geschäft von Nutzen oder von Nachteil ist, daß man die eigene Fachsprache wohl besser kennt als andere, ist nur post festum und von außen zu beurteilen.
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