Manfred Bierwisch (Berlin):
Raum als Strukturtyp

Mittwoch 15.00 Uhr

Die Organisationsform – Topologie, Metrik, Dimensionalität – des Raumes dient, mit verschiedener Parametrisierung dieser Strukturfaktoren, der Konzeptualisierung und der sprachlichen Repräsentation unterschiedlicher Domänen, wie Zeit, Sozialorganisation, Farbe, Eigenschaftsstrukturen. Gegenüber diesen Domänen hat die des geometrischen, dreidimensionalen Raumes zweifellos Priorität in vieler Hinsicht.

Diese Beobachtung, deren Nicht-Trivialität nicht auf der Hand liegt (wodurch sie z.B. von der Verbandsstruktur ontologischer Entitäten zu separieren?), läßt unter anderem folgende alternative Erklärungen zu:

  1. Die Struktur des dreidimensionalen Raumes ist, als Basis der Wahrnehmung der Umwelt und der motorischen Interaktion mit ihr, genetisch fixiert, andere Bereiche rekrutieren dieses phylogenetisch vorgegebene Organisationsmuster für die Konzeptualisierung der jeweiligen Gegebenheiten.

  2. Die Parameter der Strukturfaktoren sind zunächst nicht fixiert, die Organisationsform also entsprechend abstrakt, ihre Nutzung für die Raumstruktur also die primäre, aber nicht vorgegebene Instantiierung, die lediglich Vorrang vor anderen Domänen, aber keinen anderen Status hat.

Das Problem ist, daß diese Alternative einen klaren empirischen Sinn hat, daß aber derzeit kaum zu sehen ist, wie sie empirisch zu entscheiden, d.h. wie eine der Erklärungsmöglichkeiten auszuschließen wäre. Die Bedingungen einer möglichen Entscheidung sollen auf (ggf. indirektem Weg) präzisiert werden in der Annahme, daß dabei auch einiges über die Beziehung zwischen Raumkonzepten und sprachlichen Strukturen zu lernen sein wird.

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