Peter Auer/ Inci Dirim (Hamburg):
Erwerb und Verwendung des Türkischen durch Jugendliche anderer Herkunft

Donnerstag, 10.00 Uhr

Weitgehend unbemerkt von der deutschen Soziolinguistik hat sich das Türkische in den deutschen Großstädten zu einer Zielvarietät ungesteuerten Spracherwerbs durch deutsche und Jugendliche dritter ethnischer Zugehörigkeit entwickelt. In gemischtethnischen Gruppen beobachtet man immer wieder, dass Jugendliche mit monolingualem deutschen Familienhintergrund sowie (ganz besonders) solche aus dem ehemaligen Jugoslawien sowie in Einzelfällen andere Türkisch erwerben – oft nur recht fragmentarisch, teils aber bis zum Erwerb von erstaunlichen passiven und teils auch aktiven Fähigkeiten.

Wir stellen in unserem Beitrag ein Forschungsprojekt vor, das sich mit diesem "unerwarteten" Türkischerwerb beschäftigt und seinen Kontext ethnographisch und konversationsanalytisch rekonstruiert. Es geht dabei vor allem darum, wann nicht-türkische Jugendliche Türkisch verwenden und mit welchen interaktiven Zielen sie dies tun. Handelt es sich um eine reine "survival strategy" in dominant türkischen Netzwerken von "peers", ist das Türkische so prestigereich, dass sein Erwerb auf dem sprachlichen "Markt" Vorteile mit sich bringt, oder reflektiert das "language crossing" – wie dies für England von B. Rampton beschrieben wurde – einen spielerischen Umgang mit Sprachen in "liminalen" Situationen?

Literatur:

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