Carol W. Pfaff (Freie Universität Berlin):
Entwicklung und Gebrauch von gemischten Sprachstrukturen und einem gemischten Lexikon bei Türkisch/Deutsch zweisprachigen Kindern in Berlin

Mittwoch, 14.00 Uhr

In meinem Beitrag stelle ich verschiedene Aspekte der Sprachmischung von Türkisch/ Deutsch zweisprachigen Kindern dar, die in Berlin in einer mehrsprachigen Sprachgemeinschaft aufwachsen, in der beide Sprachen sowohl in alltäglichen Situationen, aber zum Teil auch in Institutionen, wie Schulen und Behörden, gebraucht werden.
Die Daten stammen aus einer Längsschnittstudie von über 30 Kindern, die eine zweisprachige Kita besucht haben. Die Studie begleitete die Kinder vom Krippenalter bis zu den ersten Grundschuljahren. Die hier dargestellten Fallstudien betreffen drei Kinder, die in ihrer Sprachdominanz große Unterschiede aufweisen: ein Mädchen, das über die gesamte Untersuchungsperiode immer Türkisch-dominant geblieben ist, ein immer Deutsch-dominanter Junge und ein Junge, der im Laufe der Studie in seiner Sprachdominanz vom Türkischen zum Deutschen wechselte.

Folgende Aspekte werden näher besprochen und zur Diskussion gestellt:

(1) temporäre Kreationen von grammatischen Interimsprachstrukturen, die anscheinend aus einem Transfer aus der anderen Sprache resultieren. Zu klären bleibt noch, ob dies von einer individuellen Fusion der beiden Sprachsysteme in der Entwicklung oder von Konvergenz in der breiteren Sprachgemeinschaft herrührt.

(2) die sich verändernden Muster von lexikaler Vermischung (Insertion, Alternation, konvergente Lexikalisierung) in Äußerungen zum einen mit Türkisch und zum anderen mit Deutsch als Basissprache.

(3) der Gebrauch von solchen Sprachmischungen als eine von mehreren Konversationsstrategien in Interaktionen mit türkisch- und deutschsprechenden Gesprächspartnern.

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