vom 2. März - 5. April 1998
Die 20. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft (4. bis 6. März 1998) und die parallel zum Kongreß organisierte Ausstellung "Halles Wege in die Welt - eine interkulturelle Spurensuche" widmen sich dem hochaktuellen Thema Sprach- und Kulturkontakt aus historischer und aktueller Perspektive.Die Einladung der Gastgeber Prof. Dr. Gerd Antos, Prof. Dr. Ralph Ludwig und Prof. Dr. Gerhard Meiser und der Arbeitsgruppe Sprach- und Kulturkontakt an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg fand hohe Resonanz. Erwartet werden ca. 400 Kongreßteilnehmer aus Deutschland, Europa, Asien, Afrika und Amerika - günstige Gelegenheit also zur Reflexion über kulturelle Beziehungen, die von der Saalestadt aus in zahlreiche Länder der Welt geknüpft wurden.
Im Plakatmotiv von Kongreß und Ausstellung - gezeigt werden Schriftstücke in verschiedenen Sprachen als Ausschnitt der Giebelbemalung eines geheimnisvollen Schrankes, der seit der Mitte des 18. Jahrhunderts im Kunst- und Naturalienkabinett der Franckeschen Stiftungen eine Fülle von Schriftproben behütet - reflektieren sich die interkulturellen Aktivitäten hallescher Missionare und Gelehrter. Diese an ausgewählten Beispielen zu dokumentieren, ist das Ziel der Ausstellung, einer gemeinsamen Initiative der Arbeitsgruppe Sprach- und Kulturkontakt an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, der Franckeschen Stiftungen, mit Unterstützung der Stadt Halle.
Neben den kulturellen Kontakttraditionen der Franckeschen Stiftungen, in der Ausstellung exemplarisch dokumentiert über das Wirken im indischen Sprachbereich (Tamil, Telugu und Hindustani) von Bartholomäus Ziegenbalg (erste Übersetzung des Neuen Testaments in Tamil von 1713) und des Francke-Schülers Benjamin Schultze (Grammatica Telugica 1728, Grammatica hindostanica 1745), werden weltweite Beziehungen von Gelehrten verschiedener Fakultäten der Universität aufgezeigt.
Aus dem sprachwissenschaftlichen Bereich im engeren Sinn wird die Baltistik mit Schwerpunkt Litauisches Seminar dokumentiert (z. B. Prachtexemplar einer Lettischen Bibel von 1689 aus den Beständen der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen). Beredtes Zeugnis interkultureller Kontakte der Universität legt die Promotion des ersten Afrikaners an der halleschen Universität, Amo Afer aus Ghana, auf dem Gebiet der Philosophie im 18. Jahrhundert ab (gezeigt wird u.a. die Promotionsschrift aus dem Jahr 1734, Bestand der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt).
Aus den Beständen der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft kommen neben verschiedenen orientalischen Schriftzeugnissen die wertvollsten Exponate der Ausstellung - ein Astrolabium aus vergoldetem Messing (Nordafrika 13. Jh.) und ein Timuridischer Helm aus Eisen mit versilberten Ornamenten (15. Jh.). Die im Robertinum beheimatete Archäologische Sammlung der Universität stellt einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung dar. Präsentiert wird das interkulturelle Wirken ihrer drei Begründer - Ludwig Ross, Heinrich Heydemann und Carl Robert (besonders wertvoll eine von Ross eingebrachte Bronzestatue des Telesphoros).
Aber auch Kulturkontakte im weiteren Sinn bezieht die Dokumentation ein. So werden die internationalen Aktivitäten von Julius Kühn, dem Begründer der landwirtschaftlichen Fakultät, dargestellt (erstmals kommt eine repräsentative Ledertruhe zur Ausstellung, die ihm zum 80. Geburtstag verehrt wurde). Des weiteren werden Zeugnisse Georg Forsters, des Begründers der deutschen Länder- und Völkerkunde sowie erste Reisebeschreibungen hallescher Ethnologen zu sehen sein.
Die Ausstellung kann lediglich eine kleine Auswahl an "Schätzen" der halleschen Kulturkontakttradition einem interessierten Publikum vorstellen. Der Akzent liegt dabei bewußt auf Exponaten, die dem hallenser Bürger nicht öffentlich zugänglich sind, als repräsentative Objekte der Geschichte hallescher Kultur- und Wissenschaftsbeziehungen mit dem Ausland aber überaus interessant sein dürften.
Sollten Sie noch Fragen haben, stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung!
Kontaktperson für die Ausstellung:
Katrin Thürnagel
Institut für Germanistik
Tel. 0345 / 120 78 64
Fax 0345 / 552 17 07
e-mail dgfs98@germanistik.uni-halle.de