AG 10
Pronominale Argumente: Morphologie und Syntax

Programm und Zeitplan

Dagmar Jung und Johannes Helmbrecht Institut für Sprachwissenschaft
Universität zu Köln
50923 Köln

Tel. (0221)470-2323
Fax (0221)470-5947
E-mail: djung@uni-koeln.de

In zahlreichen Sprachfamilien wie z.B. dem Finno-Ugrischen, Tibeto-Burmanischen, nord-, mittel,- und südamerikanischen Indianersprachen, Eskimo, Kaukasischen, oder Papua-Sprachen existieren komplexe Personalmarkierungen am verbalen Prädikat. Diese Personalmarkierungen sind dabei oft nicht nur Kongruenzerscheinungen, sondern bilden die eigentlichen Argumente des Satzes. Subjekt und/oder Objekt werden obligatorisch am Verb markiert, während freie lexikalische NPs Adjunkte oder Appositionen darstellen. Diese Konstruktionen werden in einigen Sprachen auch als pro-drop oder Null-Subjekt-Parameter analysiert. Typologische Arbeiten wie z.B. Mithun (1991) thematisieren morphologische Aspekte, oder wie z.B. Jelinek (1984) oder Baker (1996) syntaktische Aspekte - insbesondere zu polysynthetischen Sprachen.

In der vorgeschlagenen AG sollen die Morphologie und Syntax dieser komplexen Personalparadigmen charakterisiert werden, und diese Ergebnisse besonders unter dem Gesichtspunkt der Interaktion der verschiedenen Teilbereiche untersucht werden.

Mögliche Themenbereiche umfassen Form und Funktion komplexer Personalparadigmen, z.B. spezifische kategorielle Ausdifferenzierung (Person, Numerus, Genus, Honorifika); die morphologische Position der Personalzeichen in Affixketten; welche grammatischen Relationen durch Personalserien angezeigt werden; wie sich diese markierten Kategorien zueinander verhalten, z.B. besondere morphologische Prozesse bei der Kombination von Subjekt- und Objektpronomina; der Status lexikalischer NPs: Adjunkt oder Argument?; was die spezifische Relation zwischen pronominalen Argumenten und freien lexikalischen NPs ist; die Korrelation zwischen Wortstellung und pronominalen Argumenten; Kasusmarkierung und pronominale Argumente, Stichwort: 'head and dependent marking' Typologie; Grammatikalisierung komplexer Personalparadigmen: von Klitika zu Personalaffixen zu Kongruenzaffixen.

Angesprochen werden sollen LinguistInnen, die zur Morphologie, Syntax, Typologie, und/oder historische Linguistik arbeiten, und die an einer umfassenderen Theorie pronominaler Ausdrücke interessiert sind.

Baker, Marc C. (1996): The Polysynthesis Parameter. Oxford: Oxford University Press.

Jelinek, Eloise (1984): Empty Categories, Case, and Configurationality. Natural Language and Linguistic Theory 2, 39-76.

Mithun, Marianne (1991): The development of bound pronominal paradigms. In: Winfred P.Lehmann and Helen-Jo J.Hewitt (eds.): Language typology 1988. Typological models in reconstruction. Amsterdam: Benjamins, 85-104.