Alexandra Popescu (Düsseldorf):
Objektklitika und Argumentlinking im Rumänischen

Mittwoch, 18.00 Uhr

Im Rumänischen gibt es klitische Objektpronomen (O-Klitika), die unter bestimmten Bedingungen mit koreferenten NPs im selben Satz erscheinen (dieses Phänomen wird in der generativen Literatur als Clitic Doubling bezeichnet). Doubling hängt ab von semantischen Eigenschaften des Objekts (Spezifizität und Belebtheit), von der Position dieses Objekts relativ zum Verb (topikalisiert oder nicht) und von seiner lexikalischen Kategorie (Nomen oder Pronomen). Das indirekte Objekt wird von einem O-Klitikon gedoppelt, wenn es spezifisch ist. Beim direkten Objekt spielen mehrere miteinander interagierende Bedingungen eine Rolle für das Doubling. Nur spezifische direkte Objekte können gedoppelt werden (vgl. (1)). Ein menschliches Objekt wird obligatorisch gedoppelt, ein nichtmenschliches spezifisches Objekt wird nur dann gedoppelt, wenn es topikalisiert ist (vgl. (2) und (3)). Ein nichtklitisches Pronomen wird immer gedoppelt, unabhängig davon, ob es menschliche oder nichtmenschliche Referenz hat (vgl. den Kontrast (2) (4)). Wenn ein O-Klitikon keine NP doppelt, sondern allein am Verb erscheint, hat es obligatorisch spezifische Referenz, dabei kann es auch nichtmenschliche Referenz haben (vgl. (5)).

(1) nichttopikalisiertes, menschliches, spezifsches Nomen: Doubling obligatorisch
L- am vazut pe Andrei.
3sgmAkk Aux(lsg) seh(Part) Akk Andrei 'Ich habe Andrei gesehen.'

(2) nicht topikalisiertes, nichtmenschliches, spezifisches Nomen: Doubling verboten
Am vazut film-ul.
Aux(lsg) seh(Part) Film-defm 'Ich sehe den Film.'

(3) topikalisiertes, nichtmenschliches, spezifisches Nomen: Doubling obligatorisch
Film-ul l- am vazut.
Film-defm 3sgmAkk Aux(lsg) seh(Part) 'Den Film sehe ich.'

(4) nicht topikalisiertes, nichtmenschliches, spezifisches Pronomen: Doubling obligatorisch
L- arn vazut pe asta.
3sgmAkk Aux(lsg) seh(Part) Akk dieser(m) 'Ich habe diesen gesehen.'

(5) keine koreferente NP; Referent des Klitikons: menschlich/nichtmenschlich, spezifisch
LÄ am vazut.
3sgmAkk Aux(lsg) seh(Part) 'Ich habe es/ihn gesehen.'

Ich analysiere Doubling als Objektkongruenz. In der Minimalist Morphology, einer lexikonbasierten morphologischen Theorie (Wunderlich und Fabri (1995), Wunderlich (1994)), wird Kongruenz einerseits durch Lexikoneinträge der Kongruenzaffixe und der Stämme und anderseits durch zusätzliche Defaultinformation gesteuert. In meinem Beitrag werde ich diskutieren, wie die Unterschiede bei den Doublingbedingungen Rechnung getragen werden kann: Welche Informationen in einem Lexikoneintrag der O-Klitika kodiert werden sollen, und welche sich aufgrund allgemeiner konkurrierenden Prinzipien (im Sinne der Optimalitätstheorie, Prince und Smolensky (1993)) ergeben sollen.

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