Angelika Braun/ Hermann Künzel (BKA Wiesbaden)/ Jens-Peter Köster (Trier):
Die Datenbank regionaler Umgangssprachen (DRUGS)

Donnerstag, 10.00 Uhr

Die Konzeption einer Datenbank regionaler Umgangssprachen des Deutschen entstammt in erster Linie der forensisch-phonetischen Praxis: Insbesondere bei der Analyse anonymer Stimmen, aber auch beim Stimmenvergleich spielt die regionale Zuordnung eines Sprechers eine bedeutende Rolle. Häufig können Verdächtige allein aufgrund fehlender Übereinstimmungen auf diesem Gebiet als Tatsprecher ausgeschlossen werden; andererseits bilden Übereinstimmungen hinsichtlich regionaler Merkmale ein wichtiges Indiz in bezug auf Sprecheridentität.

Das hier vorgestellte Projekt stellt eine Gemeinschaftsarbeit zwischen dem Bundeskriminalamt und den Universitäten Marburg und Trier dar. Es handelt sich um ein Expertensystem, das vorerst mit 182 Aufnahmen aus dem Forschungsinstitut für deutsche Sprache "Deutscher Sprachatlas" in Marburg operiert. Die Aufzeichnungen verteilen sich über das gesamte deutsche Sprachgebiet. Pro Aufzeichnung wurden ca. 2 min. spontaner Sprache verwendet. Dieses Material liegt in der Datenbank als Sprachsignal sowie in phonetischer, orthoepischer und orthographischer Transkription vor. Alle genannten Ebenen sind retrievalfähig, d.h. bis zur Ebene von Laut-Triaden recherchierbar.

Der praktische Nutzen von DRUGS erweist sich zum einen bei der schnellen Orientierung des forensischen Experten hinsichtlich der phonetischen Merkmale einer definierten Region, zum anderen in der Möglichkeit, phonetische Merkmale in ihrer geographischen Verteilung zu recherchieren. In der letztgenannten Anwendung liegt zugleich eine langfristige Forschungsperspektive unabhängig vom forensischen Bereich.

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