AG 9
Primäre Evidenz in der Phonologie

Programm und Zeitplan

Michael Jessen, Ph.D.
Universität Stuttgart
Institut für maschinelle Sprachverarbeitung
Azenbergstraße 12
70174 Stuttgart

Telefon: 0711-121-1382
Fax: 0711-121-1366
E-Mail: jessen@ims.uni-stuttgart.de

Inhaltliche Beschreibung: Phonologische Analysen im allgemeinen und solche mit einem Schwerpunkt auf dem Lautsystem des Deutschen können von einer Reihe von Methoden profitieren, die uns neue und vertiefende Einblicke in die empirische Vielfältigkeit und Komplexität lautsprachlicher Phänomene ermöglichen. Begriffe wie "Experimental Phonology" oder "Laboratory Phonology", die in den letzten Jahren international an Verbreitung gewonnen haben, zeugen von dem Bemühen, die empirische Basis der Phonologie mit Methoden zu erweitern, wie sie in zahlreichen Nachbarwissenschaften zum Standard geworden sind. Mit Bezug auf das Deutsche ist die experimentalphonetisch fundierte Orthoepieforschung zu nennen, wie sie an der Gastinstitution in Halle seit vielen Jahren betrieben wird. Je besser ein Aussprachewörterbuch methodisch und empirisch fundiert ist, desto adäquater kann es als Grundlage für phonologische Analysen dienen.

Eine wichtige Quelle primärer Evidenz in der Phonologie ist die zeitgenössische Phonetik. Aus diesem Grunde wird erwartet, daß sich eine Großzahl der Beiträge mit experimentellen Untersuchungen der Artikulation, Akustik und Wahrnehmung gesprochener Sprache befassen oder mit der instrumentalphonetisch unterstützten Arbeit an Korpora gesprochener Sprache. Somit wird die Arbeitsgruppe für Phonetiker von besonderem Interesse sein. Aber auch andere Quellen primärer Evidenz sollen angesprochen werden. Dieses können unter anderem sein: computerbasierte Suchverfahren, psycholinguistische Ansätze, linguistische Feldforschung sowie Evidenz aus Kindersprache, Aphasie und anderen Bereichen, die oft als "externe Evidenz" bezeichnet werden. Es wird erwartet, daß die Referenten in Ansätzen zeigen, wie die von ihnen vorgestellten Methoden und Ergebnisse für die Phonologie nutzbar gemacht werden können, aber es muß weder eine vollständig ausformulierte phonologische Analyse erfolgen, noch wird erwartet, daß sich der Referent im Kontext der Arbeitsgruppe einer bestimmten phonologischen Theorie verpflichtet, solange dies nicht explizit gewünscht wird

Kingston, John/Beckman, Mary (Hrsg.): Papers in Laboratory Phonology I: Between the grammar and the physics of speech. - Cambridge etc.: Cambridge University Press 1990.

Krech, Eva-Maria/Stock, Eberhard (Hrsg.): Hallesche Schriften zur Sprechwissenschaft und Phonetik 1: Beiträge zur deutschen Standardaussprache. - Hanau und Halle: Dausien 1996.