AG 2
Wissenschaftssprache und Umgangssprache

Programm und Zeitplan

Jürg Niederhauser
Institut für Germanistik
Unitobler / Länggass-Str. 49
CH-3000 Bern 9

Tel.: 0041' 31 631 83 14
Fax: 0041' 31 631 3788
Niederhauser@germ.unibe.ch

Kirsten Adamzik
Université de Genève
Département de langue et littérature allemandes
10-12 boulevard des Philosophes
CH-1211 Genève

Tel.: 0041' 22' 7057111
adamzik@uni2a.unige.ch

Sprachkontaktphänomene zeigen sich nicht nur zwischen verschiedenen Sprachen, sie lassen sich auch bei Varietäten einer Sprache feststellen. Besonders starke Beeinflussungen zeigen sich zwischen Fach- und Wissenschaftsprachen und der Umgangssprache. So gilt die Verwissenschaftlichung der Gegenwartssprache als ein wesentliches Kennzeichen der Sprachentwicklung der letzten dreißig Jahre.

Das Verhältnis von Fachsprachen zur sogenannten Gemeinsprache ist ein in der Fachsprachenforschung vielbehandeltes Thema. Allerdings hat man sich dort lange Zeit kaum Rechenschaft gegeben über das solchen Untersuchungen zugrunde gelegte Konzept von Fachlichkeit und vor allem über den Status von Kategorien wie Fachsprache und Gemeinsprache. Eine theoretisch fundierte Auseinandersetzung mit den Abgrenzungen und Kontaktbereichen dieser Varietäten hat erst in letzter Zeit eingesetzt. Zum einen ist versucht worden, die dichotomische Unterscheidung zwischen Fachsprachen und Gemeinsprache durch eine kontinuierlich gleitende
Skala der Fachsprachlichkeit zu ersetzen (Kalverkämper 1990). Andererseits wird für die Vertikalität des Wortschatzes und die Annahme getrennter Experten- und Laiensemantiken argumentiert (Wichter 1994).

Ziel der AG ist es, unterschiedliche linguistische Zugriffe auf den Kontaktbereich der fach- und nichtfachsprachlichen Varietäten einander gegenüberzustellen und ihre Reichweite kritsch zu prüfen. Zudem soll der Frage nachgegangen werden, wie weit sich die als Verwissenschaftlichung der Gegenwartssprache beschriebenen Sprachentwicklungen (vgl. Jung 1995) als Sprachkontaktphänomene fassen lassen. Die AG ist nicht einfach auf Fachsprachenforschung ausgerichtet, sondern auf die linguistische Auseinandersetzung mit sprachlichen Spuren der Vertikaliät unserer Wissensbestände.

Literatur:

  1. Jung, Matthias (1995): Umweltstörfälle. Fachsprache und Expertentum in der öffentlichen Diskussion. In: Stötzel, Georg/Wengeler Martin (eds.): Kontroverse Begriffe. Geschichte des öffentlichen Sprachgebrauchs in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin/New York: de Gruyter (= Sprache, Politik, Öffentlichkeit 4) S. 619-678.

  2. Kalverkämper, Hartwig (1990): Gemeinsprache und Fachsprachen - Plädoyer für eine integrierende Sichtweise. In: Stickel, Gerhard (ed.): Deutsche Gegenwartssprache: Tendenzen und Perspektiven. Berlin/New York: de Gruyter (= Jahrbuch 1989 des Instituts für deutsche Sprache). S. 88-133.
  3. Wichter, Sigurd (1994): Experten- und Laienwortschätze. Umriß einer Lexikologie der Vertikalität. Tübingen: Niemeyer (= Reihe Germanistische Linguistik 144).