Sigurd Wichter (Göttingen):
Experten- und Laiensemantik

Mittwoch, 14.00 Uhr

Hoch arbeitsteilige Gesellschaften zumal in entsprechender internationaler Verflechtung produzieren und speichern ein Wissen, das sich in seiner Kumulation dem Einzelnen uneinholbar entzieht und wiederum nur auf dem Wege der Arbeitsteiligkeit verfügbar ist. Wie ist hier die Verständigung zwischen Gruppen, also eine gesellschaftliche Verständigung möglich? Und wie ist die Verständigung möglich zwischen Individuen unterschiedlicher Fach- bzw. Niveauzugehörigkeit, d. h. unterschiedlicher horizontaler und vertikaler Position?

Das vorzustellende Konzept geht davon aus, daß die Analyse dieser Fragen durch die Annahme von Elementarisierungsverhältnissen gefördert werden kann. Zunächst kann die gesellschaftliche Verständigung, d.h. der Versuch der Überwindung der kollektiven Wissensasymmetrien, analytisch weitgehend elementarisiert werden, indem man die Verständigung zwischen einzelnen Personen verschiedener Fach- und Niveauzugehörigkeit als grundlegend annimmt, wobei natürlich auch massenmediale Faktoren zu berücksichtigen sind. Die Wissensasymmetrie zwischen Personen nun kann weitgehend elementarisiert werden, indem man sie vor allem auf die Asymmetrie bestimmter Wortbedeutungen bei Experten und Laien zurückführt. Die Asymmetrie zwischen Wortbedeutungen zusammen mit dem Typ der Identität kann dabei typologisch differenziert werden in – wie ich das genannt habe – Besetzungstypen bei Schemata (frames): Liegt – bezogen auf die Expertenbedeutung – eine Gleichbesetzung auf Seiten der Laienbedeutung vor, oder eine Näherungsbesetzung (hier ist Putnams Stereotypie-Konzept zu vergleichen) oder eine Falschbesetzung oder eine Nichtbesetzung? Näherungsbesetzungen und Falschbesetzungen können schließlich elementar gedacht werden als Konfiguration von Besetzungstypen auf der Ebene der nachgeordneten Kategorien.

Literatur:

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