Claudia Maria Riehl (Freiburg):
Kontaktphänomene bei schriftlicher Textproduktion: Evidenzen für die mentale Repräsentation von Mehrsprachigkeit

Donnerstag, 11.30 Uhr

Die Frage nach Evidenzen für die mentale Repräsentation von Mehrsprachigkeit wird v.a. an Testsituationen und Material im Bereich gesprochener Sprache gestellt. Doch kann auch eine systematische Aufarbeitung von Sprachkontaktphänomenen in schriftlichen Texten Mehrsprachiger wichtige Hinweise dafür liefern, welche mentalen Prozesse den jeweiligen Erscheinungen zugrunde liegen. Dabei muß v.a. beachtet werden, daß bei geschriebenen Texten modifiziertere Sprachproduktionsmodelle anzuwenden sind, daß z.B. die Möglichkeit eines weitaus ausgeprägteren Monitorings besteht. D.h. im Gegensatz zur spontanen Sprachproduktion, auf der die psycholinguistischen Tests im wesentlichen beruhen, muß man hier davon ausgehen, daß dem Textproduzenten Zeit zur Äußerungsplanung und -revision zur Verfügung steht.

Anhand von Sprachkontaktphänomenen in schriftlichen Texten zweisprachiger Probanden (im Bereich Deutsch-Italienisch und Deutsch-Französisch) soll in diesem Beitrag gezeigt werden, welche Typen von Sprachkontaktphänomenen, die in der gesprochenen Sprache der jeweiligen Probandengruppen zu finden sind, sich in schriftlichen Texten kaum finden und welche Typen mit ähnlicher Häufigkeit vertreten sind wie im Gesprochenen, was für einen unterschiedlichen Bewußtseinsgrad von Sprachkontaktphänomenen spricht. Ausgehend von diesen Daten soll daraufhin unter Zuhilfenahme von Sprachproduktionsmodellen und Modellen der psycholinguistischen Forschung zum Aufbau des mentalen Lexikons (z.B. dem Modell der spreading activation), ein Modell vorgeschlagen werden, das zur Erklärung mentaler Repräsentation von Mehrsprachigkeit herangezogen werden könnte.

zum Programm der AG 3
zur alphabetischen Übersicht der Abstracts
zur zeitlichen Übersicht