Wolf-Andreas Liebert (Trier):
Metaphern in der Wissenschaftsvermittlung

Mittwoch, 17. 30 Uhr

Wissenschaft wird heute immer komplexer und unübersichtlicher. Zugleich birgt sie oft weitreichende Konsequenzen für unser Alltagsleben. Um diese Konsequenzen besser beurteilen zu können, sind verständliche Darstellungen wissenschaftlicher Forschung nötiger denn je. Doch immer noch sind viele Berichte über Wissenschaft in den Medien für die Öffentlichkeit nicht verstehbar. In der Sprachwissenschaft wurden verschiedene Ursachen dafür diskutiert, Lösungsvorschläge blieben bis jetzt allerdings aus. Angeregt durch die neueren Forschungen der kognitiven Linguistik und der Verständlichkeitsforschung, wird in jüngster Zeit zunehmend die Idee verfolgt, ob Metaphern eine Art "Königsweg" zum verständlichen Wissenschaftstext darstellen könnten (Biere/ Liebert 1997). Hierbei liegt ein neues Verständnis von Metaphern zugrunde. Ging man früher davon aus, daß Metaphern nur illustratives Beiwerk eines an sich sachlichen Textes seien, so zeichnen die neueren Forschungen ein ganz anderes Bild. Metaphern sind danach das zentrale Mittel zum Aufbau unserer alltäglichen Vorstellungswelt - wir leben "in" unseren Metaphern. Aber nicht nur der "Laie" denkt im Alltag unbewußt in Metaphern, sondern auch die Wissenschaftler selbst, die Naturwissenschaften dabei nicht ausgenommen (Liebert 1996). Die Wahl der angemessenen Metapher, die aus der Sprache der betreffenden Wissenschaft in die Alltagssprache hineinreicht, wird somit zum entscheidenden Faktor für eine gelungene Wissenschaftsvermittlung. In diesem Vortrag werden am Beispiel von wissenschaftsvermittelnden Radiosendungen einige Erfolgskriterien für solche Metaphern vorgestellt und diskutiert.

Literatur:

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