Helga Kotthoff (Konstanz):
Emotion als Performanz: Trauerrituale in Georgien

Donnerstag, 10.00 Uhr

In meinem Beitrag geht es um die kulturell je unterschiedliche Gestaltung von Emotionen auf verschiedenen Ebenen der Kommunikation. Ich schlage für die Forschung zur interkulturellen Kommunikation Performanzanalysen vor, d.h. Analysen des Zusammenwirkens verschiedener semiotischer Modalitäten, wie Körperausdruck, Raumverhalten, Musik, Verbales, Prosodie, Kulinaria etc. Ich werde die Vorteile der Performanzanalyse hauptsächlich anhand von Beispielen aus dem Bereich der Trauerkommunikation in Georgien zeigen.

In der Anthropologie der Emotionalität wurden vier Strategien in der Behandlung von Gefühlen ausgemacht: Essentialisierung, Relativierung, Historisierung und Kontextualisierung (Lutz/Abu-Lughod 1990). Ausgehend von dem ethologischen Befund, daß Trauer ein bei allen höher organisierten Lebewesen auffindbarer Gefühlsausdruck ist, soll es in meinem Vortrag um die drei letztgenannten Strategien in unterschiedliche Regionen der Welt gehen. Der Schwerpunkt liegt auf der hyperritualisierten Trauerkommunikation in verschiedenen Regionen Georgiens. Viele Trauersituationen sind interkulturell, da Georgien eine multikulturelle Gesellschaft ist und das Trauern so wichtig genommen wird, daß man auch bei geringem Nähegrad zur verstorbenen Person am Trauerritual teilnimmt.

In der Analyse der Kulturalität von "emotion work" (Hochschild 1979) sehe ich auch für die Linguistik einen wichtigen Platz (Besnier 1990, Caffi/Janney 1994).

Literatur:

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