Theo Herrmann (Mannheim):
Sprachliches Lokalisieren mit Hilfe von Richtungspräpositionen

Donnerstag, 9.00 Uhr

Ein großer Anteil von Sprachäußerungen über räumliche Gegebenheiten besteht im sprachlichen Lokalisieren. Beim sprachlichen Lokalisieren informiert der Sprecher den Hörer unter Verwendung von Lokativen oder anderer verbaler Mittel darüber, in welcher räumlichen Beziehung Objekte, Örter, Wege o. dgl. (® intendierte Objekte) zu anderen Objekten, Örtern, Wegen o. dgl. (® Relatumobjekten) stehen. Eine Teilmenge sprachlicher Lokalisationen kommt durch den Einsatz von Richtungspräpositionen ("vor", "rechts von" usf.) zustande.

Im Zusammenhang mit dem sprachlichen Lokalisieren stellt sich unter anderem das folgende sprachpsychologische Problem: Gegeben sei eine konstante räumliche Beziehung zwischen einem intendierten Objekt und einem Relatumobjekt; wie kovariiert die Generierung von Richtungspräpositionen mit variablen Bedingungsmustern?

Diese Fragestellung wird anhand einiger experimenteller Beispiele beleuchtet. Es wird diskutiert, welcher Art die Bedingungsmuster sind, über die die Präpositionenwahl erklärt und vorhergesagt werden kann. Dabei wird hervorgehoben, daß (1) eine theoretische Systematisierung der interessierenden Zusammenhänge die Blickpunktbezogenheit der Raumkognition in Rechnung stellen muß und daß (2) die Beschaffenheit der genannten Bedingungsmuster sprachtheoretische Modularitätsvorstellungen herausfordert: Die Präpositionenwahl ist häufig nur über die Interaktion sprachspezifischer und nichtsprachlicher Bedingungen erklärbar.

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