Fritz Hermanns (Heidelberg/ Bayreuth):
Der europäische Sprachbund als Wort- und Begriffsgemeinschaft

Mittwoch, 17.30 Uhr

Selbstverständliches ist unauffällig. So erklärt es sich wohl, daß man bei der Suche nach möglichen Sprachbundphänomenen – speziell in Europa – offenbar bislang die Lexik noch wenig beachtet. Es ist allgemein bekannt, daß viele der europäischen Sprachen zahlreiche Wörter gemeinsam haben, d.h. ähnliche signifiants für ähnliche oder identische signifiés aufweisen, und zwar nicht nur die genealogisch eng verwandten Sprachen wie die germanischen, slavischen und romanischen. Meistens nennt man diese Wörter Internationalismen, spezifischer sind sie als Europäismen zu bezeichnen. In Bezug auf sie kann man von einer Wortgemeinschaft der europäischen Sprachen reden, die für deren Sprachbund mitkonstitutiv ist.

Weniger bekannt ist in der Linguistik das Bestehen einer europäischen Begriffsgemeinschaft, wie ich sie hier nennen möchte, d.h. einer sprachenübergreifenden Teilhabe aller europäischen Idiome an einem den Sprachen gemeinsamen Vorrat von signifiés. Wobei die Begriffs- die Wortgemeinschaft umfaßt, aber über diese weit hinausgeht, einerseits bezüglich der Zahl der einschlägigen Lexeme, andererseits bezüglich der Zahl der beteiligten Sprachen. Denn an der Begriffsgemeinschaft haben auch die lexikalisch puristischen Sprachen – wie das Isländische, Baskische und Ungarische – uneingeschränkt Anteil.

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