Martin Haase (Osnabrück/Freiburg):
Wie entstehen Sprachbünde? Pyrenäen und westliches Mittelmeer im Vergleich

Donnerstag, 10.00 Uhr

Das Maltesische wird als Sonderfall unter den arabischen Dialekten nicht vom Hocharabischen überdacht, sondern befindet sich in einem Sprachkontaktverhältnis mit romanischen (italienischen) Sprachformen, zunächst mit dem Sizilianischen, später dann mit dem Italienischen, das bis in die dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts als Schriftsprache auf Malta Verwendung findet. Schließlich wird das Maltesische selbst Schrift- und Staatssprache neben dem Englischen, das als Superstrat seit dem 19. Jahrhundert eine Rolle spielt. Der Kontakt mit der Romania (und in neuerer Zeit mit dem Englischen) bleibt nicht ohne Konsequenz für die Sprachstruktur. Das Maltesische steht sozusagen zwischen der Romania und den arabischen Sprachen des Mittelmeerraums. Sprachbundphänomene des (westlichen) Mittelmeerraums sind also in besonderer Weise im Maltesischen beobachtbar.

Einer anderen Form von Sprachkontakt begegnet man im Pyrenäenraum. Hier soll insbesondere der Kontakt zwischen Baskisch und Gaskognisch beleuchtet werden: zwischen diesen beiden Sprachen (und ähnliches trifft auch für das Aragonesische auf der anderen Seite der Pyrenäen zu) kommt es zu einer Reihe von Konvergenzphänomenen. In neuerer Zeit findet auch in den nördlichen Pyrenäen ein Sprachwechsel statt, indem das Französische die Rolle der Superstratsprache übernimmt.

Der Pyrenäensprachbund (am Beispiel von Baskisch und Gaskognisch) und der Mittelmeersprachbund (am Beispiel des Maltesischen) sollen in bezug auf die Konvergenzphänomene miteinander verglichen werden.

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