Isabel Compes (Köln):
Die Verwendung lokaler Mittel in spontan gesprochenen Texten

Mittwoch, 17.30 Uhr

Untersuchungen zum Thema Versprachlichung von Raum ziehen größtenteils experimentell gewonnenes Sprachmaterial mit spezialisierten Versuchsanordnungen heran. In der letzten Zeit wächst jedoch wieder verstärkt das Interesse an spontan gesprochenen, narrativen Texten, die auch die Grundlage dieser Untersuchung zu sprachlichen Mitteln der Lokalisation darstellen. Die Untersuchungshypothese ist eine diskurslinguistische: der Sprecher baut im Prozeß des Erzählens eine Textwelt auf, bestehend aus den Komponenten Ort, Zeit und Person. Anhand des Aufbaus und der Entwicklung dieser Textwelt - hier der Versprachlichung der Komponente Ort - durch den Sprecher läßt sich die Struktur seiner Rede verfolgen. Ziel ist es, den Zusammenhang zwischen der Verwendung sprachlicher Mittel der Lokalisation einerseits und der Strukturierung des gesprochenen Textes andererseits aufzudecken.

Im Hintergrund dieser Untersuchung steht ein grundsätzliches Problem: Bevor gesprochene Sprache einer linguistischen Analyse zugänglich ist, muß sie als Untersuchungsgegenstand erst erarbeitet werden. Dies betrifft nicht nur die Transkription der Tonaufnahme, sondern auch die Unterteilung des lautlichen Kontinuums in Einheiten. Auf der Pauseneinheit aufbauend ist der Text in größere Einheiten zu segmentieren, die die Basis für die Analyse komplexerer Strukturen bilden. Die spezifische Fragestellung lautet demnach: Welchen Beitrag leistet der Referenzbereich Ort und Ortsrelationen zur Strukturierung und Segmentierung eines Textes?

Im Rahmen des referentiellen Bereichs Ort lassen sich bestimmte Textfunktionen als Parameter der Diskontinuität und Kontinuität ausmachen. Diese Textfunktionen gilt es, am sprachlichen Material - hier den Mitteln der Lokalisation - aufzuweisen. Es sollen zunächst die als relevant herausgearbeiteten Textfunktionen anhand von Beispielen aus dem Samoanischen und anderen Sprachen vorgestellt werden. Dies sind im einzelnen die Etablierung des Narrativen Ortes, die Raumkonstanz und der Ortswechsel. Anschließend wird die Struktur einer kurzen, samoanischen Anekdote anhand der verwendeten lokalen Mittel herausgearbeitet. Im wesentlichen soll dabei der Segmentierungsprozeß verdeutlicht werden. Von den Mitteln der Lokalisation im Samoanischen spielen hier vor allem die postnuklearen, deiktischen Direktionalpartikeln eine herausragende Rolle.

 zum Programm der AG 12
zur alphabetischen Übersicht der Abstracts
zur zeitlichen Übersicht