Mittwoch, 15.00 Uhr
Die Kommunikation zum Thema Gesundheit und Krankheit gehört zum festen Inventar fachlicher, öffentlicher und privater Reflexion und Diskussion. Sie findet ihre horizontale Realisierung im Nebeneinander verschiedener Fächer, die sich mit Gesundheit und Krankheit auseinandersetzen. In vertikaler Hinsicht findet Gesundheitskommunikation auf allen fachinternen Ebenen dieser Fächer und Institutionen sowie den zugehörigen fachexternen Kommunikationsniveaus statt. Um den Einfluß der Gesundheitskommunikation auf die Gemeinsprache zu analysieren, muß dem Nebeneinander themenverwandter Fachdiskurse ebenso Rechnung getragen werden wie der Perspektive gemeinsprachlicher Laien auf den Sachbereich. Daher stehen drei Fragen im Mittelpunkt der Analyse der Vertikalitätstypik in der Gesundheitskommunikation:
Welche fachlichen und institutionellen Paralleldiskurse prägen die Gesundheitskommunikation?
Finden sich in der Gemeinsprache Adaptionen an die Fachdiskurse?
Gibt es diskurstypische, kommunikative Vermittlungstypen mit dem Ziel, das Wissen von Fachexperten für gemeinsprachliche Laien aufzubereiten?
Der Kern eines Gesundheitsdiskurses läßt sich nach seinem Träger und dessen Zielen, dem thematischen Zentrum und der Perspektive auf die Grundkonzepte Gesundheit und Krankheit sowie deren kommunikative Verarbeitung umreißen. So unterscheiden sich etwa die Gesundheits- und Krankheitskonzepte der Medizin erheblich von denen der Gesundheitswissenschaften oder von krankenversicherungsrechtlichen Konzepten. Das horizontale Nebeneinander signifikantgleicher Expertenzeichen zu Gesundheit und Krankheit zeigt, wie sehr sich die Bedeutung der Expertenzeichen je nach Diskurszugehörigkeit verändert.
In der Gemeinsprache hingegen finden sich mit den Expertendiskursen korrespondierende Ensembles signifikantgleicher Laienzeichen, die ihren Hintergrund in subjektiven Gesundheitstheorien haben und von partiellen Adaptionen an die Expertendiskurse geprägt sind. Auf welchen Wegen aber finden die Fachkonzepte oder fachlichen Versatzstücke ihren Weg in die Gemeinsprache? Der Weg des medialen und wissenschaftsjournalistischen Transfers ist allgegenwärtig, wird hier aber nicht näher beleuchtet. Daneben haben sich in der Gesundheitskommunikation weitere Typen expliziter vertikaler Vermittlung (Gesundheitsberichte, Formulare zur Patientenaufklärung, Gesundheitszirkel) herausgebildet, die besonders nahe an der Gemeinsprache agieren, da sie an Laienadressaten gerichtet sind.
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